Deutscher Afrika-Preis 1999
geht an Waris Dirie aus Somalia

Waris Dirie

Die Jury des Deutschen Afrika-Preises hat ihre Entscheidung getroffen. Trägerin des Deutschen Afrika-Preises 1999 ist die Somalierin Waris Dirie, die sich als Sonderbotschafterin der UNO gegen die Genitalverstümmelung von Frauen auf dem afrikanischen Kontinent einsetzt. Mit ihrem Bestseller-Buch "Wüstenblume" hat sie weltweit die Aufmerksamkeit auf die schätzungsweise 150 Millionen beschnittenen Frauen in Afrika und ihr Schicksal aufmerksam gemacht.

Waris Dirie wuchs in einer Nomadenfamilie in der somalischen Wüste auf und half ihrer Familie als Ziegenhirtin. Im Alter von fünf Jahren erlitt sie die Qualen der Beschneidung, ein blutiges Ritual, an dessen Folgen ihre Schwester und zwei Cousinen gestorben sind. Mit 13 lief sie fort, weil sie nicht einen Mann heiraten wollte, den ihr der Vater zugesprochen hatte. Sie floh zu Verwandten nach Mogadischu. Mit 14 verließ Waris Dirie ihre Heimat Somalia und arbeitete vier Jahre als Hausmädchen bei ihrem Onkel in London. Mit 18 wurde sie in London als Model für Levi´s und Revlon entdeckt. Sie schritt über die Laufstege von Paris, Mailand und London. Lange konnte sie mit niemandem darüber sprechen, was ihr in jungen Jahren geschehen war. Doch nach und nach reifte in Waris Dirie der Entschluß, ihre Leiden der Öffentlichkeit nicht mehr länger vorzuenthalten.

Waris Dirie, heute 30 Jahre alt, geht es in ihrem Buch weniger darum, ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte zu erzählen. Vielmehr nutzt sie ihren Ruhm als Topmodel, um wachzurütteln. Sie will auf ein Thema aufmerksam machen, das viel zu oft totgeschwiegen wird, über das sie selbst aus Scham und Sprachlosigkeit sehr lange geschwiegen hat: Die Beschneidung, ohne Narkose und mit einer abgebrochenen Rasierklinge, wurde bei ihr, wie auch heute noch bei Millionen von Mädchen, die bestialische Verstümmelung der Genitalien vorgenommen. Unter den Folgen leidet sie noch heute. Richtig bewußt wurde Waris Dirie die Ungeheuerlichkeit dieses Eingriffs jedoch erst als erwachsene Frau.

Heute kämpft sie als Sonderbotschafterin der UNO weltweit gegen die Genitalverstümmelung von Frauen, die heute noch in 28 Ländern praktiziert wird. Täglich werden ca. 6.000 junge Frauen beschnitten, auch in Deutschland. Weltweit leiden 150 Millionen unter den Folgen dieses grausamen Eingriffs. Waris Dirie: Eine Nomadin, die zu den begehrtesten Models der Welt gehört, ist zur Anwältin schweigender Opfer geworden.

Für ihren mutigen Beitrag zum Kampf gegen die Klitorisbeschneidung wurde die Autorin vom ZDF-Magazin "Mona Lisa" der Titel "Frau des Jahres" verliehen. Ihre außergewöhnliche und abenteuerliche Lebensgeschichte erzählt sie in einer nüchternen, klaren Sprache. "Wüstenblume" ist ihre Autobiographie. Die Filmrechte zu ihrem Buch "Wüstenblume" hat Elton Johns Filmproduktionsfirma erworben. Sie lebt mit Mann und Kindern in New York.

(Text der Afrika-Post/photo courtesy of United Nations/Eskinder Debebe)


Das Buch

Waris Dirie: "Wüstenblume"
Originaltitel: "Desert Flower"
352 S., gebunden, zahlreiche Abb., DM 39,80
Schneekluth Verlag, München, 1998

Wüstenblume

Referenzen


Verweise: Startseite| Kontakt| Termine| Orchester| CDs| E-Mail| weitere Verweise
Diese Seite wird von Markus Grassl (grassl@ira.uka.de) betreut. Letzte Änderung: 27.10.2000